Vor 75 Jahren, am 8. Mai 1945, wurde die Bevölkerung Deutschlands vom Faschismus befreit. Dieser Tag ist in der BRD, im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern, noch immer kein Feiertag. Verantwortlich dafür ist, dass die Entnazifizierung in den westlichen Besatzungszonen nicht wirklich durchgeführt wurde. Das führte dazu, dass Faschisten auch nach der Kapitulation der Wehrmacht über Jahrzehnte hinweg unbehelligt in Amt und Würden saßen. Auch heute noch versuchen Rechte und Reaktionäre die Geschichte zu verdrehen. Sie stellen den Tag, an welchem die unvorstellbaren Verbrechen des Hitlerfaschismus ein Ende fanden, als Tag der Niederlage dar. Gerade deshalb wurden wir an diesem Tag aktiv, um einerseits der Bedeutung des Tages zu Gedenken, andererseits um in diesen krisenhaften Zeiten antifaschistische Präsenz im Stadtbild zu zeigen. Antifaschistischer Widerstand gegen die erstarkende Rechte ist jetzt wichtiger denn je – den 8. Mai als offiziellen, deutschlandweiten Feiertag durchzusetzen wäre nur eines von vielen zu setzenden Zeichen.

Am 8. Mai waren wir als AntifaschistInnen in den Städten Waiblingen, Schorndorf und Ludwigsburg unterwegs. Dort hingen wir Plakate auf, dekorierten Statuen mit roten Halstüchern und verteilten Flugblätter an interessierte PassantInnen. Dabei erhielten wir viel Zuspruch, das Aufhängen eines Transparents in Schorndorf wurde mit Applaus von Anwohner bedacht. In Ludwigsburg beteiligten wir uns mit 50 anderen AntifaschistInnen der Linkspartei und VVN-BdA an einer Kundgebung vor dem Gedenkort des Durchgangslagers in Bietigheim-Bissingen. Im Anschluss daran wurde den verfolgten Sinti und Roma beim Mahnmal in Asperg gedacht, der Synagogenplatz in Ludwigsburg bildete den Abschluss. In Waiblingen, auf der Brücke am Beinsteiner Tor, machten wir mit einem Transparent und eigens erstellten Plakaten auf das lokalhistorische Ereignis zu Kriegsende aufmerksam: Hier haben mutige Frauen Anfang April 1945 durch eine illegale Demonstration dafür gesorgt, dass die Brücke nicht gesprengt und die Stadt kampflos übergeben wurde. Ganz und gar nicht mutig zeigte sich heute das Waiblinger Ordnungsamt, welches unserem Spaziergang mit Abstand folgte und unsere Plakate entfernte. Solange schöne Zeitungsartikel über Ausstellungen und die salbungsvollen Eröffnungsreden über StadtvertreterInnen geschrieben werden, schmückt man sich gern mit dem antifaschistischen Andenken. Wenn wir als AntifaschistInnen selbstbestimmt aktiv werden, werden uns Steine in den Weg gelegt – so sieht keine antifaschistische Gedenkkultur aus!

Dass der Kampf gegen Faschismus und rechte Umtriebe heute noch nicht vorbei ist, davon zeugt die Existenz verschiedenster reaktionärer Organisationen und Zusammenschlüsse: allen voran die AfD oder die Gewerkschaftsfeinde vom Zentrum Automobil um den Ex-Rechtsrocker Oliver Hilburger aus Althütte. Der 8. Mai lehrt uns, dass die Rechten nicht von allein mit ihrer Politik aufhören werden. Dafür braucht es mehr Menschen, die sich antifaschistisch organisieren und gegen alte und neue Nazis aktiv werden.

Für eine antifaschistische Gedenkkultur – Erinnern heißt kämpfen!

Fotos aus Waiblingen

Fotos aus Schorndorf

Fotos aus Ludwigsburg, Bietigheim und Asperg