Am heutigen 8. Mai haben wir mit einem Stadtrundgang durch Waiblingen unsere Freude über den 76. Jahrestag der Befreiung vom Hitlerfaschismus auf die Straße getragen. An der Brücke zum Beinsteiner Tor, deren Sprengung durch eine illegale Frauendemonstration verhindert wurde, hielten wir eine Blitzkundgebung ab und verteilten Flugblätter an PassantInnen. Darüber hinaus befestigten wir dort mehrere Wandzeitungen zur Information über die damaligen Ereignisse und benannten die „Lange Straße“ nach der Initiatorin der Frauendemo, Erna Frank, um. Uns war es ein wichtiges Anliegen, angesichts der historischen Ereignisse die Perspektive eines feministischen Antifaschismus sowohl in unseren Wandzeitungen, als auch in dem unten angehängtem Redebeitrag einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Nachdem wir die Blitzkundgebung auf dem belebten Alten Postplatz wiederholten, fuhren wir nach Schorndorf auf den Alten Friedhof. Dort ist ein Denkmal an alle Opfer des deutschen Faschismus, an dem wir einen Kranz niederlegten und eine Andachtskerze entzündeten.
8. Mai 1945: Tag der Befreiung vom Faschismus. Heute noch: Organisiert gegen Faschismus kämpfen!
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Am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom Faschismus, danken wir den Alliierten und insbesondere den kommunistischen Partisaneneinheiten und der Sowjetunion für die opferreiche Befreiung aus der Nazidiktatur. Trotz der Befreiung wurden in Westdeutschland bekennende Nazis in Amt und Würden gelassen und im Rahmen des Kalten Kriegs als „Gladio“-Strukturen bewaffnet.
Auch heute ist die Gefahr von rechts immer noch aktuell, fast wöchentlich werden neue braune Netzwerke in Polizei und Bundeswehr öffentlich. Gleichzeitig bekämpft der Staat antifaschistische Blockaden mit Gewalt, leitet Anzeigen und Prozesse in die Wege und inhaftiert antifaschistische Aktivist:innen. Das ist kein Zufall, denn linke und antifaschistische Bewegungen stellen den kapitalistischen Profitzwang und die daraus entstehenden rückschrittlichen Weltbilder in Frage: Rassismus, Antifeminismus und Antiziganismus und viele mehr. Im Gegensatz dazu sind Faschisten keine Gefahr für die Herrschenden, denn sie wollen den Kapitalismus auf die Spitze treiben und jegliche Kritik an ihm wie damals unter Hitler ersticken.
Gerade in den aktuellen Krisenzeiten, in denen sich rechte Kräfte wieder als Fürsprecher der kleinen Leute inszenieren wollen, können wir nur selbst und organisiert eine Gesellschaft jenseits von Faschismus und Kapitalismus erkämpfen.
Über diese Brücke befreiten am 21. April 1945 amerikanische Panzer Waiblingen vom Hitler-Faschismus. Eigentlich sollte sie gemäß der Taktik der “verbrannten Erde” gesprengt werden, eine Bestrafungsaktion der NS-Bonzen für die deutsche Bevölkerung. Erfreulicherweise schoben Waiblinger Frauen mit einer illegalen Demonstration diesem niederträchtigen Vorhaben einen Riegel vor. Als die drei Initiatorinnen gelten Erna Frank, Erna Schaal und Berta Rupp. Die Milchfrau Erna Frank hatte, inspiriert von einer ähnlichen Aktion in einer anderen Stadt, zusammen mit Nachbarinnen die Demonstration organisiert.
Um daran zu erinnern, dass auch in Deutschland mutige Menschen wie Erna Frank Widerstand gegen die braune Barbarei leisteten, haben wir die „Lange Straße“ in „Erna-Frank-Straße“ umbenannt. Der antifaschistische Kampf ist keine ausschließliche Männersache, das beweisen die vielen Widerstandskämpferinnen wie Erna Frank, Lilo Hermann oder Olga Benario. Die Faschisten wollten damals und heute noch die erkämpften Rechte der Frauenbewegung abschaffen. Frauen sollen nicht über ihre Körper, über ihren Beruf, über ihren Platz in der Gesellschaft, nicht einmal über ihre Gedanken selbst entscheiden können. Und wenn sie sich wehren, dann wird mit physischer und psychischer Gewalt ihr freier Wille gebrochen, sie werden unterdrückt bis hin zum Femizid (=Mord an Frauen).
Deshalb ist es notwendig, dass Frauen sich organisieren, dass sie im antifaschistischen Kampf sichtbar sind und dass ihre Interessen einen wichtigen Platz in der Bewegung einnehmen.
Erinnern heißt kämpfen – Am 8. Mai und allen anderen Tagen!
Werdet aktiv gegen Antifeminismus und Faschismus!
Kommt zum Offenen Antifaschistischen Treffen Rems-Murr!“