Dieses Jahr jährt sich der 9. November 1938 zum 80. Mal. An diesem Datum kam es im damaligen faschistischen Deutschland zu einem bisher noch nie da gewesenen Pogrom an der jüdischen Bevölkerung. Bewaffnete Banden der NSDAP, SA und SS, ermordeten planmäßig 400 Menschen, zerstörten 1 400 Synagogen, Betstuben und sonstige Räume und brandschatzten tausende Wohnungen und Geschäfte. Über 30 000 Juden wurden in der Folge entführt und in Konzentrationslagern misshandelt, gefoltert und getötet.

Auch im damaligen Württemberg kam es zu Pogromen. Während es im Rems-Murr-Kreis kein organisiertes jüdisches Gemeindeleben gab, brannte im benachbarten Bad Cannstatt die jüdische Synagoge. Der Großteil der 2 000 württembergischen Juden wurde in das Konzentrationslager in Welzheim verschleppt. Für viele war es eine Durchgangsstation, bevor sie in Richtung Buchenwald oder Dachau deportiert wurden. In dem zentral in Welzheim gelegenen KZ wurden nicht nur Juden und Jüdinnen gefangen halten, sondern auch entschiedene Widerstandskämpfer gegen den Hitlerfaschismus wie Hans Gasparitsch, Friedrich und Hermann Schlotterbeck, Gottlob „Fritz“ Wandel oder Willi Bleicher.

Schon kurze Zeit nach der Befreiung vom Hitlerfaschismus waren viele der damaligen Täter wieder in Amt und Würden. Der Welzheimer KZ Kommandant Karl Buck wurde unmittelbar nach dem Krieg von Frankreich aufgrund seiner Verbrechen unter dem Faschismus zum Tode verurteilt, kam jedoch 1955 frei und wurde seitdem nicht mehr belangt. Er lebte als „unbescholtener Bürger“ bis 1977 in Rudersberg. Eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen der Vergangenheit war lange Zeit gerade von CDU und Freien Wählern im Welzheimer Wald nicht erwünscht. Die nach dem ermordeten Antifaschisten benannte Hermann-Schlotterbeck-Straße in Welzheim wurde keine sechs Monate nach Kriegsende in Schillerstraße umbenannt. Erst vor wenigen Jahren setzte ein Umdenken in den öffentlichen Gremien der Gemeinde Welzheim ein.

Davor wurden AntifaschistInnen, die an die Verbrechen des Hitlerregimes erinnerten, als „Nestbeschmutzer“ beleidigt, kriminalisiert und an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Antifaschistische Gedenkkultur musste schon immer selbst aufgebaut und verteidigt werden.

Deshalb ruft das Offene Antifaschistische Treffen gemeinsam mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen zu einer Gedenkkundgebung auf. Wir wollen den unzähligen Opfern von damals würdig gedenken, indem wir während der Kundgebung einen Kranz niederlegen und in unseren Reden aufzeigen, warum Widerstand gegen Rechts auch heute notwendig ist. Die Kundgebung findet unmittelbar vor der KZ Gedenkstätte in Welzheim statt. Um 16 Uhr werden wir dann am 9. November mit dem antifaschistischen Gedenken beginnen.

Treffpunkt für gemeinsame Anreise: 14.45 Waiblingen Bahnhof

Für eine antifaschistische Gedenkkultur!

Erinnern heißt Kämmpfen!