Zwei Wochen nach der Aufdeckung der faschistischen Terrorgruppe S. fand in Alfdorf, eine Gemeinde mit 7 000 EinwohnerInnen, eine Kundgebung unter dem Motto „Ob Hanau oder Alfdorf: Rechten Terror stoppen!“ statt. Die Gruppe S. plante Anschläge auf über 10 Moscheen in verschiedenen Bundesländern und dazu Attentate auf bundesweit bekannte Grünenpolitiker. Ziel davon sollte sein, einen blutigen Bürgerkrieg auszulösen.

Im Vorfeld der Kundgebung fanden etwa 400 Flugblätter ihren Weg in die Briefkästen der AnwohnerInnen, 600 konnten vor dem ZF-Werk an ArbeiterInnen und Angestellte verteilt werden. Desweiteren wurden um den Kundgebungsort auf dem Marktplatz sowie in der Nähe des ZF-Werks Plakate aufgehängt.

Dem Kundgebungsaufruf folgten insgesamt über 200 Menschen. Diese konnten sich auf eigens erstellten Stellwänden über faschistische Terrorstrukturen wie Combat 18, Ku-Klux-Klan, Gruppe S oder Uniter informieren. Darüber hinaus gab es Informationen über persönliche wie politische Verbindungen und Bezugsnahmen zwischen den Terroristen und anderen Rechten wie der AfD und Zentrum Automobil. Die gehaltenen Reden auf der Kundgebung stellten ebenfalls die Zusammenhänge zwischen den Hetzern und Mördern dar das OAT Rems-Murr stellte in einer Rede die Zunahme des faschistischen Terrorismus in den Kontext der Rechtsentwicklung und betonte die Notwendigkeit, sich jetzt antifaschistisch zu organisieren. Der 2. Bevollmächtigte der IG Metall Schwäbisch Gmünd thematisierte, dass die rassistische Spaltung von Belegschaften durch Rechte nicht im Interesse der ArbeiterInnen ist. Die letzte Rede war ein Aufruf, sich an den antifaschistischen Protesten und Blockaden des angeblichen Bundes”sozial”parteitags der AfD am 25. und 26. April zu beteiligen. Zum Ende der Kundgebung wurde noch ein gemeinsames Foto als symbolisches Zusammenstehen gegen rechten Terror gemacht.

Mit der breiten Beteiligung an der Kundgebung wurde am Ort der Gründung der “Gruppe S” bereits ein Schritt in die richtige Richtung getan. Vor allem die breite Teilnahme aus Gewerkschaftskreisen und aus verschiedenen Betrieben wie ZF, Bosch oder Stihl zeigt, dass antifaschistische Arbeit auch in den Belegschaften an Bedeutung gewinnt. Einzig negatives Vorkommnis des Tages ist dem stellvertretendem Bürgermeister Alfdorfs, Klaus Hinderer von den Freien Wählern zu verdanken: Er drohte AktivistInnen, sie wegen illegaler Plakatierung anzuzeigen. Grund dafür waren zwei Plakate an der nahegelegenen Bushaltestelle, welche zielgerichtet über geschmierte SS-Runen geklebt worden waren und das auch noch lediglich mit doppelseitigem Klebeband. Hinderer legte zuvor noch Lippenbekenntnisse gegenüber der Presse ab, wie wichtig Statements gegen Rechts doch seien. Tatsächlich aber scheint er weniger Problemen mit SS-Runen, als mit Plakaten gegen faschistischen Terrorismus zu haben.

Wenn auch du etwas gegen den zunehmenden rechten Terrorismus und seine politischen Helfer unternehmen willst, dann komm zum Offenen Antifaschistischen Treffen Rems-Murr! Wir treffen uns am zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr in der Fronackerstraße 60 in Waiblingen.


“Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,
Liebe Kolleginnen und Kollegen,

Am 14. Februar, eine Woche vor dem Massaker in Hanau wurde hier in Alfdorf eine faschistische Terrorgruppe namens „Gruppe S“ aufgedeckt. Diese hortete unter anderem Waffen und plante Anschläge auf Moscheen. Diese „Gruppe S“ gründete und traf sich in unserem Rems-Murr-Kreis, eben genau hier in Alfdorf.

Blutrünstige Faschisten in unseren Kleinstädten? Was komisch klingt, ist leider nichts neues, denn wenn auch keiner der Akteure aus dem Rems-Murr Kreis stammte (einer kam aus Esslingen) sind Nazis im Rems-Murr Kreis nichts neues, ganz im Gegenteil.

Im Rems-Murr Kreis tummeln sich seit Jahrzehnten verschiedenste Rechte. Von Strukturen der mittlerweile verbotenen Naziorganisation “Combat 18”, u. a. in Großerlach bei Sulzbach, über eine bizarre Gruppe des rassistischen Ku-Klux-Klans in Fellbach bis hin zu den Altnazis der Pseudo-Gewerkschaft “Zentrum Automobil” um Oliver Hilburger, welche in Althütte wohnen, sind Faschisten im Rems-Murr Kreis verankert.

Im Januar letzten Jahres wurden etwa bei zwei Hausdurchsuchungen in Fellbach Waffen bei zwei Ku-Klux-Klan Mitgliedern gefunden. Die Gruppe, die ursprünglich aus den USA stammt und dort Lynchmorde an schwarzen US-AmerikanerInnen beging, nahm in Deutschland gezielt Polizisten auf.

Combat 18 stammt aus England und ist der bewaffnete Arm des Nazi-Netzwerks Blood and Honour, er ist mittlerweile verboten. Der NSU nahm sich das Konzept von Combat 18 zum Vorbild, kleine Zellen aus Rechtsterroristen sollten Anschläge und Morde an MigrantInnen und politischen Gegnern vollbringen. Die Kader des “Zentrum Automobil” stammen größtenteils aus den Strukturen “Blood and Honour”. So spielte ihr Anführer Oliver Hillburger, der in Althütte wohnt, in der “B&H”-Band Noie Werte. Der NSU verwendete deren Musik für seine Bekennervideos.

Aber was sagen eigentlich die staatlichen Behörden zu den rechten Vorfällen im Rems-Murr-Kreis?Die Polizei und andere staatliche Behörden feiern die Zerschlagung der Nazigruppe als “Erfolg im Kampf gegen Rechts”. Der Staat und seine Behörden wollen sich durch diese Interpretation schmücken. Die Realität sieht oft aber anders aus: Die Verstrickungen des Verfassungschutzes in die Morde und Anschläge des NSU und immer wieder aufgedeckte Polizisten und Soldaten, welche in bewaffneten Nazigruppen aktiv sind, zeichnen ein klares Bild. Einer der jüngsten, zahlreichen Skandale war das “Hannibal-Netzwerk”, eine Schattenarmee bestehend aus Polizisten und Bundeswehr-Soldaten, die an einem sogenannten Tag X einen Putschversuch planten.

Nazis sind nie absolut im Fadenkreuz der Justiz und Polizei. Der Staat hielt sich in vielen Fällen das rechte Auge zu. Erst wenn eine Gruppe wirklich gefährlich wird, werden Behörden aktiv und auch dann oft halbherzig und schludrig. Das zeigt einmal mehr, wie wenig wir uns beim Kampf gegen rechts auf den Staat verlassen können.

NSU, Blood and Honour, Hannibal, Combat 18, Ku-Klu-Klan und die “Gruppe S.”, die sich in Alfdorf gründete, handeln und handelten im Windschatten einer Rechtsverschiebung innerhalb der deutschen Politik. Offensichtlichster Ausdruck dieser ist die AfD. Hinter und neben ihr, oft auch in Bezug zueinander, agieren gewaltbereite Faschisten und setzen das in die Tat um, was rechte Politik in letzter Konsequenz immer bedeutet: Mord und Gewalt gegen MigrantInnen, Andersdenkende, Muslime, Jüdinnen und Juden und Linke. An der sogenannten “Flüchtlingskrise” und an der Hetze gegen Asylsuchende haben sie sich hochgezogen, aber die Agenda von Rechts bedeutet auch für alle nicht von Rassismus betroffenen nichts Gutes.

Wer nicht in einer Gesellschaft leben möchte, die in einer Spirale aus Gewalt, Terror und Hass versinkt, sondern in einer Gesellschaft der Solidarität und Achtung untereinander, muss gegen Rechte Politik als Ganzes aufstehen, auch wenn er von ihr noch nicht betroffen ist. Rassismus macht Menschen künstlich zu Feinden, die zusammen für gute Löhne, Renten und soziale Sicherheit kämpfen können und auch sollten, wenn sie Erfolg haben wollen. Deshalb muss Rassismus von Grund auf bekämpft werden. Diesen Kampf aber, wird uns niemand abnehmen, das müssen wir selbst gemeinsam leisten. Genau jetzt, wenn sich Faschisten bewaffnen, den Umsturz in Reden fordern und auf Grillplätzen planen, müssen wir uns antifaschistisch organisieren und uns aktiv gegen die Rechtsentwicklung in ihrer vollen Breite stellen. Gelegenheit dazu bietet das Offene Antifaschistische Treffen Rems-Murr, welches sich immer am zweiten Dienstag des Monats um 19 Uhr in der Fronackerstraße 60 in Waiblingen trifft. Streiten wir gemeinsam für eine solidarische Gesellschaft jenseits von Faschismus und rechter Hetze!

Ob auf der Straße oder im Betrieb: Faschisten bekämpfen, jetzt oder nie!