Nach dem tragischen Mord an einem achtjährigen Jungen am Frankfurter Bahnhof in der vergangenen Woche, startete die faschistische NPD an mehreren Orten in der BRD eine widerliche Kampagne. Diese hatte zum Ziel, unter dem Deckmantel von Traueraktionen in der Öffentlichkeit, aufgrund der Herkunft des Täters Stimmung gegen Geflüchtete und MigrantInnen zu machen. Auch in Backnang versuchte das lokale NPD-Umfeld in Personen von Markus Wieland und Jörg Giering (Gastgeber der öffentlichen Facebook-Veranstaltung), dies umzusetzen. Zu diesem Zweck veröffentlichten sie eine Facebookveranstaltung und luden zahlreiche ihrer Nazikumpanen ein, darunter die NPD-Kandidatin der Bundestagswahl 2017 im Wahlkreis Backnang-Schwäbisch Gmünd, Marina Djonovic sowie die AfD-Räte Michael Malcher und Steffen Degler. Trotz der lächerlichen Tarnversuche, bspw. über die Einladung von Grünen- oder Die Partei-Mitgliedern, war der angedachte Charakter der Veranstaltung nicht zu übersehen, zudem sie auch im Rahmen einer bundesweiten Kampagne stattfand, zu der das NPD-Projekt „Schutzzone“ aufgerufen hatte.

Als Offenes Antifaschistisches Treffen Rems-Murr möchten wir niemandem vorschreiben, wie man zu trauern hat. Hier jedoch war es geboten, einem ersten Versuch der lokalen NPD in Backnang einen Fuß auf die Straße zu bekommen, den Riegel vorzuschieben. Deshalb mobilisierten wir ausschließlich intern und kündigten keine öffentlichen Gegenproteste an.
Am Tag selbst reisten vierzig AntifaschistInnen aus dem Rems-Murr-Kreis und der Landeshauptstadt nach Backnang an. Es galt, angesichts der geringen Resonanz der rechten Facebookveranstaltung vor allem, antifaschistische Präsenz am Bahnhof zu zeigen. Vor Ort stand bereits ein 70-köpfiges Großaufgebot der Backnanger Polizei bereit, um den Faschisten den roten Teppich auszurollen. Von denen schafften es gerade einmal die beiden Anmelder auf ihre eigene jämmerliche „Trauerveranstaltung“. Vier weitere, sich bedeckt haltende Faschisten, wurden durch die zahlreiche und entschiedene antifaschistische Präsenz und Blockaden der Bahnhofsüberführungen eingeschüchtert und nahmen nichtteil. Wir hingegen informierten die Backnanger Zugreisenden durch Megafondurchsagen und (dem Bericht nachgestellte) Flyer über unsere Proteste. Die Faschisten indes hatten, dank der anwesenden AntifaschistInnen, keinerlei Außenwirkung und versteckten sich feige hinter den zahlreichen Bullen, ihre instrumentalisierende Schweigeminute ging in den lautstark gerufenen Parolen unter.

Anschließend wurden sie mit schamvoll gesenkten Köpfen von den Bullen unter „Haut ab!“-Rufen zu ihren Autos geleitet, wo sie kurz vor Abfahrt noch einen Angriffsversuch hinnehmen mussten. Während sie mit Hilfe polizeilicher Straßensperren aus Backnang abziehen mussten, hinterließen wir noch ein Transparent mit der Aufschrift „Die Trauer den Betroffenen – Konsequent gegen rechte Instrumentalisierung“ an der Backnanger Bahnhofsüberführung.

Fazit: Allein die Zahlenverhältnisse sprachen an diesem Samstagvormittag eine deutliche Sprache. In vierfacher Überlegenheit wäre es den antifaschistischen Kräften ein Leichtes gewesen, die faschistische Veranstaltung vor ihrem Beginn zu beenden, wenn es die Backnanger Polizei es ihnen nicht mit Bereitschaftseinheiten der Bundes- und Landespolizei ermöglicht hätte. Der rechte Vereinnahmungsversuch der Trauer kann klipp und klar als gescheitert angesehen werden, Markus Wieland und Jörg Giering haben sich überdies persönlich auch weit aus dem Fenster gelehnt.

Die antifaschistische Aufklärung hingegen verlief, gemessen am Publikumsaufkommen an einem Samstagmorgen, überaus erfolgreich. Weiter prägten ein selbstbewusstes und kämpferischesAuftreten die antifaschistischen Proteste. Dies unterstreicht nochmals klar und deutlich:

Unsere Straßen, unsere Stadt – Backnang bleibt Antifaschistisch!

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Liebe Backnangerinnen und Backnanger
Anfang dieser Woche wurde ein Kind am Frankfurter Bahnhof von einem psychisch Kranken vor einen einfahrenden Zug gestoßen und so ermordet. Bundesweit löste dieses Verbrechen Entsetzen und Trauer aus. Für die große Mehrheit der Trauernden ist klar, dass solche schrecklichen Verbrechen leider immer wieder vorkommen und nichts mit der Hautfarbe der Täter zu tun haben.

Leider mischen sich unter die Menschen, die aufrichtig trauern wollen, viel zu oft Störenfriede die das Schicksal des Opfers für ihre politische Propaganda missbrauchen wollen. Vor allem im Internet werden von Rechten Tatsachen verdreht und als Ursache für den Mord an dem Kind nicht die psychische Erkrankung des Mörders, sondern dessen Herkunft hervorgehoben. Dadurch sollen alle „Nicht-Deutschen“ unter Generalverdacht gestellt und so unsere Gesellschaft gegeneinander aufgehetzt werden. Diese Hetze schützt natürlich niemanden vor Gewaltverbrechen, sondern lenkt nur von deren wahren Ursachen ab: unser Gesellschaftssystem, das Konkurrenzdruck, dauerhafte Existenzängste und Vereinzelung hervorbringt. Daraus resultiert eine immer weiter voranschreitende Verrohung des Zusammenlebens. Konkret zeigt sich das in brutalen Gewaltverbrechen wie diesem.

Auch bei uns in Backnang haben leider Faschisten die Initiative ergriffen und heute zu einer öffentlichen Schweigeminute via Facebook eingeladen. Auch wenn sich der Aufruf unpolitisch liest und kollektives Trauern ein nachvollziehbarer Wunsch ist, hilft ein Blick auf die Profile der Veranstalter dabei, zu erkennen wessen Geistes Kind sie sind: sie hetzen gegen Flüchtlinge, fordern mit martialischen Bildern dazu auf sich „Deutschland zurück zu holen“
und schreiben Kommentare bei einer NPD-Funktionärin. Es ist klar, dass es solchen Menschen nicht um ehrliche Anteilnahme gehen kann. Wir möchten niemanden dafür angreifen, dass er oder sie auf ihre Tarnung als Trauernde hereingefallen ist, sondern rufen dazu auf, sich klar von diesen Personen zu distanzieren!

Den Nazis und Rassisten ist offensichtlich jedes Mittel Recht um Menschen unter ihrer vermeintlichen Führung auf die Straße zu bringen. Wir verurteilen diesen ekelhaften Versuch auf dem Rücken des Ermordeten und seiner Hinterbliebenen Politik zu betreiben. Besonders scheinheilig wirkt die angebliche Entrüstung der Rechten wenn man sich anschaut wie oft Nazis in Gewalt- und Sexualdelikte verwickelt sind, besipielsweise ist der NSU-Mörder Uwe Böhnhardt auch der Mörder der über Jahre vermissten neunjährigen Peggy aus Bayern.

Wir verurteilen diesen ekelhaften Versuch auf dem Rücken des Ermordeten und seiner Hinterbliebenen Politik zu betreiben. Besonders scheinheilig wirkt die angebliche Entrüstung der Rechten wenn man sich anschaut wie oft Nazis in Gewalt- und Sexualdelikte verwickelt sind, besipielsweise ist der NSU-Mörder Uwe Böhnhardt auch der Mörder der über Jahre vermissten neunjährigen Peggy aus Bayern.

Gegen die Vereinahmung berechtigter Trauer durch Nazis und Rassisten!

Für ein antifaschistisches Backnang!