Offenes antifaschistisches Treffen Rems-Murr

Kategorie: Allgemein Seite 8 von 16

Gegen rechte Krisendemagogie

Autofahren – das Privileg der Reichen?!

Die aktuellen Spritpreise sind mit rund 2€ nicht hinnehmbar. Die extreme Teuerung ist belastend für arbeitende Menschen. Aber natürlich trifft es nicht alle gleich: Wer reich ist kann es sich auch weiter leisten mit dem Auto zu fahren, während Menschen mit geringen Einkommen in den leeren Geldbeutel schauen. Gerade in ländlichen Gegenden, wie dem Rems-Murr Kreis, sind viele arbeitende Menschen auf bezahlbaren Sprit angewiesen. Lange Arbeitswege und ein schlecht ausgebauter, teurer ÖPNV machen das Auto unverzichtbar.

Wenn die Spritpreise allerdings weiter auf diesem Niveau bleiben, wird Mobilität immer mehr zum Privileg der Bonzen.

Was hat die AfD damit zu tun?!

Die AfD greift die berechtigte Kritik an den hohen Spritpreisen mit einer bundesweiten Kampagne auf. Ob schicke Videos auf Social Media, das Verteilen von Flyern in Briefkästen oder wie in Schorndorf auf dem Marktplatz – es scheint so als würde die AfD und ihre lokalen Auswüchse viel darauf setzen sich als Vertreterin der kleinen Leuten zu inszenieren.

Doch das sie das nicht ist und nie werden kann, liegt nicht nur an den einschlägigen Berufen ihres Führungspersonals:

Die AfD macht die Steuern auf Benzin für die hohen Preise verantwortlich. Dabei benennt sie mit keinem Wort, woher die immense Preissteigerung tatsächlich kommt. Diese ist das Resultat von Spekulationen auf den Märkten und der im Kapitalismus vorherrschenden Profitgier. Der aktuelle Krieg in der Ukraine dient nur als Deckmantel für die absurd hohen Spritpreise: Während wir ganze 45% mehr für Benzin hinlegen müssen, ist der Preis für Rohöl gerade einmal um 3% gestiegen. Die restlichen 42% gehen in die Tasche von Konzernen. Das Problem liegt also im System, die kapitalistische Marktwirtschaft kann uns keine dauerhaften Sicherheiten bieten.

Wieso es keine Lösung von Rechts geben kann?!

Den Kapitalismus als Ursache benennen? Das würde die AfD nie tun. Zwar mag sie mit ihrer Kritik an den teuren Spritpreisen einen einzelnen Auswuchs der kapitalistischen Marktwirtschaft kritisieren, jedoch ohne jeglichen Anspruch das System der Krisen zu überwinden und damit die Missstände zu lösen. Stattdessen wird die ‚Freiheit‘ des Marktes als die Lösung fast aller Probleme hofiert und jeglicher staatlicher Eingriff in diesen verhöhnt. Steigende Löhne für Arbeiter:innen um die explodierenden Kosten auszugleichen sind natürlich kein Thema, denn dann müssten ja die Konzernbosse etwas von ihrem absurden Reichtum abgeben. Während die Ampel-Regierung den Konzernen fleißig dabei hilft, sich auf dem Rücken der Arbeiter:innen die Taschen vollzustopfen, klatsch die AfD insgeheim zu. Wie die Regierungsparteien macht auch die AfD Politik für Bonzen und Konzernchefs. Sie stellen sich dabei in ihren Worten nur anders dar. Das zeigt sich auch in ihrer ‚Lösung‘ zur Senkung der Spritpreise: die Co2-Abgabe und Energiesteuer zu streichen bedeutet fehlendes Geld in der Staatskasse. An die Taschen der Reichen wollen weder AfD noch Ampelregierung. Zahlen sollen die Arbeiter:innen durch Kürzungen im Sozialwesen oder Sparen beim Klimaschutz.

Unsere Aufgabe als Antifaschist:innen?!

Die AfD wird nicht auf unserer Seite stehen, wenn es darum geht für mehr Lohn zu kämpfen. Die AfD wird auch nicht die Reichen zur Kasse bitten, um für die absurden Ausgaben der Ampelregierung zu zahlen. Ganz zu schweigen davon, dass die AfD mit ihrer rassistischen, frauenfeindlichen und chauvinistischen Grundhaltung große Teile der „kleinen Leute“ prinzipiell ausschließt. Es ist verständlich, dass viele Menschen wegen der hohen Preise verunsichert sind. Unsere Aufgabe als Antifaschist:innen ist es daher, dass die AfD keinen Platz in der Debatte um die Teuerungen bekommt. Wir müssen verhindern, dass die Leidtragenden der Krise mit aggressiver Rhetorik und Traumbildern von einer angeblich „guten alten Zeit“ umgarnt werden. Die Argumente der AfD müssen wir als Lügen entlarven. Aber nur zu reagieren ist nicht genug: Die AfD darf keine Räume haben und wir als Antifaschist:innen müssen ihr diese aktiv nehmen.

Antworten von links…

Kommen nicht von oben, respektive der Ampel-Regierung. Die Perspektiven, die sie aufzeigt können wir schon jetzt wenige Monate nach ihrer Wahl ohne Zweifel feststellen: Das Anfachen kriegerischer Konflikte durch Waffenlieferungen und die milliardenfache Stärkung des Militärs, in dem sich faschistische Kräfte jahrzehntelang beinahe ungestört tummeln konnten. Gleichzeitig organisiert sie weitere Verarmung in der Bevölkerung, indem sie über Kurzarbeit oder direkte Milliardengeschenke an die Konzerne Steuergelder umverteilt. Dies wird medial geschickt als Entlastungspaket verkauft, während das Bild des viel zitierten Tropfens auf den heißen Stein näher an die Wahrheit heranreicht. Eine solche Politik bereitet den idealen Nährboden dafür, dass Parteien wie die AfD sich als Fürsprecherin der kleinen Leute inszenieren. Die Lösung der Probleme wird also weder von der AfD, noch von der Regierung kommen. Es braucht tatsächliche, nicht nur rhetorisch linke Antworten auf die Verwerfungen der kapitalistischen Krise. Perspektiven jenseits des Kapitalismus sind notwendig, wenn wir keine immer wieder kehrenden Krisen akzeptieren wollen.

Lasst uns gemeinsam dafür sorgen, dass die AfD keinen Raum für ihre Lügen hat und den Weg für tatsächliche Versuche frei machen, das System der Krisen zu überwinden!

Schaut euch dafür auch mal die Arbeit der Genoss:innen von Solidarität und Klassenkampf zu den Teuerungen an.

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Ein konkreter Anlass um linke Krisenantworten und eine Perspektive jenseits von Ausbeutung und Kapitalismus auf die Straße zu tragen ist der 1. Mai.

Schließt euch dem antikapitalistischen Block auf der DGB-Demonstration in Waiblingen an! Los geht´s um 14 Uhr in Waiblingen am Bahnhof. Alle Infos dazu findet ihr hier.

Faschistische Kräfte in der Ukraine

Bereits seit über einem Monat ist der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine im Gange. Dem ganzen gingen diverse Provokationen und Einengungen seitens der NATO voraus. Wir wollen uns in diesem Post nicht den Vorangegangenen Entwicklungen und Widersprüchen widmen – dass ist auch nicht unsere Aufgabe und das ganze können wir als offenes Antifa Treffen auch nicht leisten, es gibt jedoch bereits einige gute Einschätzungen dazu. Aber kurz gesagt prallen im sogenannten Ukraine-Konflikt zwei Machtblöcke aufeinander, welche ihren Wettstreit um Rohstoffe, Absatzmärkte und Vormachtstellungen nicht mehr auf friedlichem Wege lösen können. Dieser Konkurrenzkampf wird nun mit militärischen Mitteln ausgetragen.
Was wir aber können und wollen ist einen Blick auf Rechte und faschistische Kräfte in der Ukraine zuwerfen. Auch wenn wir die ganze Solidarität mit der ukrainischen Bevölkerung sehr begrüßen, halten wir ein pauschales solidarisieren mit dem Staat Ukraine und seiner Armee für gefährlich und falsch. Denn dieser ist mitnichten so „demokratisch“ oder „fortschrittlich“ wie westliche Medien dies gerne darstellen. Daher schauen wir uns in diesem Post einmal einige faschistische Kräfte genauer an.

Zsamme schdeha! – Kommt zur solidarischen Prozessbegleitung

Schon wieder steht ein Antifaschist aus der Region vor Gericht! Dieses mal lautet der Vorwurf Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte, tätlicher

Angriff auf Vollstreckungsbeamte und gefährliche Körperverletzung, womit eine Haftstrafe im Raum steht. Hierbei soll der antifaschistische Protest gegen eine Kundgebung der AfD in Bietigheim kriminalisiert werden. Der Prozess ist auf den 15. März terminiert – den internationalen Tag gegen Polizeigewalt. Kommt zur solidarischen Prozessbegleitung und Kundgebung um 9:00 Uhr vor dem Amtsgericht Waiblingen.

Am 26. August 2020 veranstaltete die AfD in Bietigheim-Bissingen im Rahmen ihrer Sommerkampagne “Aufschwung Baden Württemberg” eine Kundgebung, gegen welche sich ein erfolgreicher antifaschistischer Protest formierte, der den Tag für die AfD zum Reinfall machte und ihr jegliches Publikum nahm. Im Nachhinein soll dieser Protest nun delegitimiert werden.

Bereits seit einiger Zeit ist zu beobachten, dass vermehrt hart gegen Antifaschist:innen durchgegriffen wird, während rechte Proteste von den Bullen hofiert und abgeschirmt werden. Dies ist kein Zufall, sondern Ausdruck der bürgerlichen Klassenjustiz. So hat der Staat kein grundsätzliches Interesse an der Bekämpfung von Rechten Strukturen und faschistischen Kräften.

Stattdessen sollen fortschrittliche Kräfte eingeschüchtert und mundtot gemacht werden.

Auch wenn sich dieser Prozess vermeintlich gegen einen Einzelnen richtet, soll damit die ganze politische Bewegung getroffen werden. Wir sollen eingeschüchtert, verunsichert und unser politisches Handeln soll verhindert werden. Stattdessen müssen wir einen gemeinsamen Umgang mit Repression finden und solidarisch zusammenhalten. Nur wenn wir staatlichen Angriffen organisiert entgegentreten, bleiben wir handlungsfähig und können unseren Kampf weiterführen.

Die antifaschistische Aktion aufbauen!

Freiheit für alle politischen Gefangenen!

Kommentar zur Entfernung eines antifaschistischen Gedenkschilds

In einer nächtlichen Aktion haben unbekannte Antifaschist:innen in der Nähe des Welzheimer Henkersteinbruchs, der Hinrichtungsstätte des ehemaligen KZ, ein Gedenkschild an der benachbarten Straße installiert.

Dieses wurde jedoch bereits nach kurzer Zeit in Zusammenarbeit des Landratsamts, des Regierungspräsidiums und der Stadt entfernt. Als Begründung diente der Stadt eine vermeintliche Gefährdung der Verkehrssicherheit, durch Abbremsen und daraus folgenden Unfällen. Um dies zu verhindern, hätte das Schild in einer Entfernung von mindestens 20 Metern Entfernung von der Straße angebracht werden müssen, also mitten im Wald. Das hierbei das Risiko einer unnötigen Beschädigung von Flora und Fauna um vieles höher ist, ist neben dem dadurch verunmöglichten, doch beabsichtigten Aufmerksamkeitseffekt nur naheliegend. Ganz abgesehen davon, dass Hinweisschilder, die meist auf historische Besonderheiten eines Wohnortes hinweisen wie „Historische Altstadt Esslingen“, „Schillerstadt Marbach“ oder wahlweise „Fachwerkstadt Waiblingen/Backnang/Schorndorf“ natürlich unmittelbar neben einer Straße angebracht werden.

Wir sind der Ansicht, dass straßenbaurechtliche Überlegungen den Kern der Angelegenheit nicht treffen: Es geht um antifaschistische Erinnerungskultur. Das Schild an der Welzheimer Landstraße war durch seine Erwähnung auf der 9. November-Kundgebung und anschließende Presseberichte ein zusätzliches Licht auf die Gedenkstätte Henkerssteinbruch. Wie allen Erinnerungsorten in Welzheim, ging ihrer Errichtung eine jahrzehntelange Auseinandersetzung von welzheimerischen bzw. antifaschistischen Organisationen voraus, die sich mit der Friedhofs- und Henkerssteinbruchgestaltung Mitte vergangenen Jahrzehnts spürbar Bahn brachen.

So sehr wir die Entwicklungen dorthin begrüßen, machen wir uns dennoch keine Illusion über die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, in denen wir bspw. zum 9. November arbeiten: Orientierung und Kooperation beinahe aller rechten Kräfte auf und mit ihre(r) parlamentarischen Vertretung AfD, Enttarnung faschistischer Terrorzellen und Terroristen beinahe im Wochentakt, Verbreitung extrem rechter Argumentationsstrukturen und Handlungsansätzen in Staat und Gesellschaft vor dem Hintergrund eines von Krise zu Krise taumelnden Wirtschaftssystem Kapitalismus. Eine organisierte oder gelebte antifaschistische Praxis, geschweige denn eine Erinnerungskultur, zehrt längst nicht von solch tiefen gesellschaftlichen Wurzeln, um sie muss kontinuierlich, beharrlich und sicher auch forsch gerungen werden. Gesetzt diesen Fall, wird ein solches Schild nicht mehr mit kurzem Prozess entfernt, sondern seine Aufstellung würde als positiver Impuls aufgefasst werden. Zum Beispiel, in dem man das Schild gut sichtbar an einer anderen Stelle einbaut und Parkplätze für den Besuch der Gedenkstätte schafft.

Das Aufstellen des Schilds durch antifaschistische Aktivist:innen und sein Entfernen durch die Stadt haben uns als OAT in jedem Fall angeregt, die Sichtbarkeit antifaschistischer Erinnerungskultur in der Öffentlichkeit stärker in unseren Fokus zu nehmen. Auf dieser Grundlage sind wir gerne bereit, mit anderen Antifaschist:innen aus Welzheim und dem Rems-Murr-Kreis in Diskussion zu treten und gemeinsam zu handeln!

Für eine antifaschistische Gedenkkultur – Erinnern heißt kämpfen!

Gedenkkundgebung am 9. November in Welzheim

Heute veranstalteten wir in Zusammenarbeit mit der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten und dem Zusammen gegen Rechts-Bündnis zum vierten mal in Folge eine Gedenkkundgebung vor dem ehemaligen KZ in Welzheim. Im Vorfeld mobilisierten wir die Welzheimer Bevölkerung durch Flyer in Briefkästen, Plakaten im Stadtbild und Geschäften, Sprühtransparenten am Straßenrand, mit einer Betriebsverteilung bei der Christian Bauer GmbH und durch persönliche Gespräche bei einem Infostand auf dem Welzheimer Markt.

Eine Genosse der VVN-BdA thematisierte in der ersten Rede die Hintergründe des KZ Welzheims und des kommunistischen Widerstandskämpfers Hermann Schlotterbeck, nach dem der Platz vor dem KZ benannt ist. Außerdem beschrieb er die Anstrengungen von Antifaschist:innen für eine sichtbare Erinnerungskultur in Welzheim. Unsere Rede ging auf die Kontinuität von Antisemitismus in der heutigen Gesellschaft ein und wies explizit auf die starken antisemitischen Tendenzen in der verschwörungstheoretischen Querdenkenströmung und faschistischen Terror hin, die komplette Rede findet ihr unten. Die Rede der Antifaschistischen Perspektive Rems-Murr/Ludwigsburg befasste sich mit der Funktion des Antisemitismus als gesellschaftlicher Blitzableiter, der den Unmut der Bevölkerung über die Zumutungen des Kapitalismus auf Jüd:innen ableitet. Die Kundgebung wurde musikalisch mit einer Gitarre durch einen antifaschistischen Kollegen begleitet.

In der Nacht auf den 9. November haben laut einem Bericht auf Indymedia Antifaschist:innen ein Schild an der Straße Richtung Rudersberg beim Henkersteinbruch angebracht. Dort ermordeten die faschistischen Schergen eine Vielzahl an Insassen des KZs. Bis gestern war die Gedenkstätte von der Straße aus leider kaum wahrnehmbar, das hat sich nun, dank antifaschistischem Engagements geändert.

Im Anschluss an die Reden begab sich die gesamte Kundgebung in Form eines Gedenkgangs selbstbestimmt zur Friedhofsgedenkstätte, an der wir mit Blumen- und Kerzenniederlegung und einer Schweigeminute das würdige Gedenken gemeinsam abschließen konnten.

Wenn auch du Interesse an antifaschistischer Gedenkkultur und Aktionen gegen Rechts hast, komm zum Offenen Antifaschistischen Treffen Rems-Murr am nächsten Dienstag, den 16. November, um 19 Uhr in die Fronackerstraße 60 in Waiblingen und bring dich ein!

 

Für eine antifaschistische Gedenkkultur!

Erinnern heißt kämpfen!

Nie wieder Faschismus!

 


Liebe Welzheimerinnen und Welzheimer,
liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

Das Schloß springt bald / ob’s noch so sehr vergittert / geh deine Bahn / aufrecht und unerschüttert

Diese Worte ritzte ein unbekannter Häftling des KZ Welzheim in ein Holzbrett im alten Amtsgerichtsgefängnis, direkt hier am Hermann-Schlotterbeck-Platz. 83 Jahre nach der blutigen Reichspogromnacht, haben wir uns heute zusammengefunden, um an die damaligen Verbrechen zu erinnern. Diese Nacht der Gewalt bildete den Wendepunkt von der Diskriminierung zur systematischen und brutalen Verfolgung Menschen jüdischen Glaubens. Die industrielle Vernichtung in Auschwitz, Treblinka, Buchenwald und vielen weiteren Lagern bildete den Schlussstein der faschistischen Menschenverachtung. Die Geschehnisse der Reichspogromnacht sind untrennbar verbunden mit Auschwitz, mit dem Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion, mit der Terrorherrschaft in Deutschland und dem besetzten Europa, kurz gesagt mit den Verbrechen des Faschismus an der Macht.

Die Nazis sprachen nach den Vorkommnissen von spontan entstandenem Volkszorn auf die jüdische Bevölkerung Deutschlands. In Wahrheit war die Reichspogromnacht durch die NSDAP von langer Hand geplant und wurde schließlich von SA und SS ausgeführt. Der Hass auf Jüd:innen, der Antisemitismus, wurde von den Faschisten genutzt, um die berechtigte Wut des Volkes über die Auswirkungen der Wirtschaftskrise von 1929 wie Massenarbeitslosigkeit von dem verantwortlichen System, dem Kapitalismus, abzulenken. Statt den Konzernchefs und Banken, die für die Misere verantwortlich waren, wurden Menschen jüdischen Glaubens als Schuldige dargestellt, die als heimliche Weltherrscher den Deutschen nur Böses wollen würden.

Natürlich sind wir heute weit entfernt von Auschwitz, Buchenwald & Co, doch Antisemitismus ist immer noch kein Ding der Vergangenheit. Ob Holocaustrelativierungen in Form von ungeimpft-Davidsternen bei Querdenken-Demos oder der Anschlag auf eine Synagoge in Halle am höchsten Feiertag im jüdischen Glauben, Jom Kippur, mit zwei Todesopfern: Die tödliche Gefahr des Judenhasses gibt es weiterhin.

Es sind aber nicht nur einzelne Terroristen des rechten Lagers, die mit Gewalt das Volk unterdrücken: 2018 griffen Neonazis im Rahmen der rassistischen Ausschreitungen in Chemnitz ein jüdisches Restaurant mit Flaschen und Steinen an und verletzten den Wirt. Organisierte Faschisten machten mit Hooligans gemeinsame Sache bei einer Querdenker-Demonstration letzten Herbst in Leipzig und trainierten zu tausenden den Kampf auf der Straße. In Italien stürmte ein neofaschistischer Mob nach einer Demo von Impfgegnern ein Gewerkschaftshaus und verwüstete dieses.

Auch bei uns im Ländle gibt es gewaltbereite Nazis. Im Februar 2020 wurde die sogenannte Gruppe S. aufgedeckt, die sich auf einem Grillplatz bei Alfdorf gründete. Für ihre Ziele – Moscheen, bürgerliche Politiker und Linke – hatten sie sich bereits auch, wie 99% aller anderen rechten Terrorzellen, ein tödliches Waffenarsenal beschafft.

Liebe Welzheimerinnen und Welzheimer, Liebe Antifaschistinnen und Antifaschisten,

dass in meiner obigen Aufzählung, vor allem was unseren Landkreis betrifft, nicht noch mehr rechte Strukturen zu finden sind, liegt an uns allen. Als vielfältige antifaschistische Bewegung die auf verschiedenen Ebenen – mit Gedenkveranstaltungen, Bildungsarbeit, Demos, Blockaden und direkten Aktionen – gegen die Ewiggestrigen und Faschisten vorgeht, konnte das offene Auftreten von Nazis innerhalb der letzten 10 Jahre hierzulande deutlich zurückgedrängt werden. Nicht weil sich die Polizei irgendwann eingemischt hat, ein Spitzenpolitiker die ultimative verbale Kante in einer Talkshow zum Besten gab oder weil die Faschisten in die öffentliche Debatte eingebunden wurden.

Selbst vor Ort, im Verein, Schule, Betrieb, im Besen Protest und Widerstand gegen den Faschismus zu leisten, ist heute immer noch von grundlegender Bedeutung. Diese Aufgabe kann und wird uns kein Verfassungsschutz abnehmen, der mit dem V-Mann-System systematisch braune Kameradschaften finanzierte, aus denen bpsw. der NSU gegründet wurde. Diese Aufgabe kann und wird uns keine Polizei abnehmen, deren Angehörige mehr damit beschäftigt sind in Whatsapp-Chatgruppen Hitlerbilder herumzuschicken, als die 475 mit Haftbefehl gesuchten Faschisten zu finden! Diese Aufgabe wird uns von keinen Parteien abgenommen, die mit Sozial- und Freiheitsrechteabbau, Kriegsbeteiligungen und Korruption glänzen und den Rechten täglich neues Futter für ihre Hetze zu liefern.

83 Jahre nach der Reichspogromnacht brauchen wir mehr Antifaschismus, mehr organisierte und aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten auf der Straße und in den Betrieben, das ist es was wir meinen, wenn wir sagen „Erinnern heißt Kämpfen.“

Die Ereignisse der Reichspogromnacht sind unser aller Auftrag: Alle zusammen gegen den Faschismus – auf allen Ebenen, mit allen Mitteln. Nieder mit dem Krieg, nieder mit dem Faschismus!

 

Mobitag in Welzheim

Heute waren wir erneut in Welzheim, um auf die Gedenkkundgebung am 9. November zur Reichspogromnacht zu mobilisieren. Wir haben das Stadtbild mit Sprühtransparenten und Plakaten verschönert, außerdem waren wir in Wohngebieten Flyer verteilen. Um eine breite Masse der Bevölkerung zu erreichen, haben wir zusätzlich einen Infotisch auf dem lokalen Wochenmarkt aufgebaut und haben Flyer an Besucher:innen verteilt.
Im Anschluss fand noch ein Stadtrundgang statt. Als erstes waren wir am Hermann-Schlotterbeck-Platz, dort ging es um die Geschichte des KZ Welzheim, danach sind wir gemeinsam zum Friedhof gelaufen und haben die Gedenkstätte für die von den Nazis ermordeten Inhaftierten besichtigt. Zum Abschluss des Rundgangs sind wir zur Gedenkstätte am Henkersteinbruch gefahren, wo viele Insassen des KZs umgebracht wurden.

Komm auch du zu der Gedenkkundgebung am 09.11. um 18:30 Uhr am Hermann-Schlotterbeck-Platz. Für alle, die nicht aus Welzheim kommen oder dort nicht arbeiten treffen wir uns zur gemeinsamen Anreise um 17:30 Uhr am Roten Büro in Waiblingen.

Erinnern heißt kämpfen – Gedenkkundgebung anlässlich der Reichspogromnacht 1938

Am 9. November jährt sich die faschistische Reichspogromnacht. Damals organisierten die Faschisten von NSDAP, SA und
SS die Zerstörung und Plünderung zahlreicher Einrichtungen
jüdischen Lebens, Synagogen, Gebetshäuser, Geschäfte und
Privatwohnungen. Es wurden tausende Jüd:innen und Kommunist:innen inhaftiert und schließlich in Konzentrationslager
verschleppt.
Diese Nacht wurde zum Wendepunkt von der Diskriminierung
zur Verfolgung, die schließlich in der industriellen Vernichtung
der jüdischen Bevölkerung endete.
Viele der rund 2000 verhafteten Juden aus Baden, Württemberg
und Hohenzollern kamen in das Schutzhaftlager Welzheim.
Von dort wurden viele in andere Vernichtungslager weitertransportiert. Doch auch in Welzheim gab es Zwangsarbeit, Erschießungen und Erhängungen.
Der Antisemitismus ist in Deutschland ist auch heute noch nicht
Geschichte. Leider muss man für Beispiele, die das belegen
leidglich die jüngste Vergangenheit anschauen:
die Holocaustrelativierungen bei Querdenken, die antijüdische
Hetze der Partei III. Weg und das Attentat auf die Synagoge in
Halle sind nur einige Beispiele.
Es ist wichtig die Wurzeln der Reichspogromnacht zu verstehen
um solche Wurzeln nie wieder wachsen zu lassen.
Eine lebendige Erinnerungskultur, die solche Ereignisse bis zu
ihrer Wurzel untersuchen und Lehren daraus ziehen sind unabdingbar.
Deswegen rufen wir alle Welzheimer:innen und Interessierte auf
zu unserer Kundgebung am 9. November zu kommen.
Es wird Redebeiträge und einen Gedenkgang zum örtlichen
Friedhof geben.

Treffpunkt zur gemeinsamen Anreise mit Autos aus Waiblingen ist um 17:30 Uhr am Roten Büro (Fronackerstraße 60).

Zentrum zu rechts für die AfD?!

Was ist passiert?

Einige Zentrums Mitglieder wurden kurz vor der Bundestagswahl aus dem Landesverband Baden-Württemberg ausgeschlossen. Wie ein rechter Verschwörungstheoretikerblog berichtete, wurde Andreas Ziegler kurz vor der Bundestagswahl, sein Ausschluss aus der Partei mitgeteilt. Begründet wird das mit Paragraf 4, Absatz 2 der AfD Bundessatzung „Verschweigt ein Bewerber bei seiner Aufnahme in die Partei eine laufende oder ehe-
malige Mitgliedschaft in einer [extremistischen] Organisation, gilt ein gleichwohl getroffener Aufnahmebeschluss als auflösend“.

Allerdings beschränkt sich die neu entdeckte Abneigung der AfD gegen Zentrum Automobil nicht auf den baden-württembergischen Landesverband. Der Bundesvorstand beschloss ZA auf die
Unvereinbarkeitsliste der AfD zu setzen. Damit ist nun ganz offiziell verboten Mitglied der AfD und des Zentrums Automobil zu sein.


Wer und was steckt dahinter?

Sowohl hinter dem Ausschluss der ZAler, als auch der Ausschluss-Initiative auf Bundesebene, steht in erster Linie Alice Weidel.
Sie ist als stellvertretende Bundessprecherin, Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Sprecherin des Landesverbandes Baden-Württemberg wahrscheinlich die einflussreichste Politikerin der AfD. Schützenhilfe leistete ihr gerüchteweise Tino Chrupalla, Co-Vorsitzender der Bundestagsfraktion. Gegen den Antrag protestierten diverse offen faschistischen AfDler unter anderem Christina Baum und Björn Höcke. Auf ihren Social-Media Kanälen fordern sie den Bundesvorstand dazu auf den Ausschluss Rückgängig zu machen.
Bisher wurden sowohl Weidel als auch Chrupalla vom faschistischen Flügel der AfD, der eng mit Zentrum zusammenarbeitet, unterstützt. Das sie jetzt gegen ZA vorgehen hat im wesentlichen zwei Gründe:

→  Zum einen will Weidel ihren Landesverband und die Gesamtpartei im Griff haben und duldet dort keine Opposition. Einer ihrer Gegenspieler ist zum Beispiel  der Ex-Daimler-Ingenieur und jetzige AfD Bundestagsabgeordnete Dirk Spaniel, der ebenfalls mit einem Ausschlussverfahren zu kämpfen hat. Seine Frau Sabine Perlitius ist Daimler Beschäftigte und prominente ZA Aktivistin. Ihm und weiteren Rechtsaußen Funktionären innerhalb der Partei nimmt Weidel mit dem Ausschluss eine potentielle Unterstützerbasis.

→  Zum anderen hat sich Zentrum Automobil im Verlauf des sogenannten Wasenprozesses endgültig als das entlarvt was es ist: eine Betriebsorganisation für Nazis. Gemeinsame Anreisen zum Prozess mit der NPD, Kundgebungen mit dem dritten Weg und Saufgelage in Nazi-Kneipen. Das ist selbst für die Partei, die den Faschisten Höcke und seinen Anhang in ihren Reihen duldet, zu viel.

Was sagt das über Zentrum?
Das Zentrum zu seinen Wurzeln in der harten Nazi-Szene zurückehrt überrascht nicht. Ihr Pressesprecher Simon Kaupert, ehemalige Kader der Identitären Bewegung, zieht gemeinsam mit Oliver Hilburger von einem rechten Event zum nächsten. Betriebsthemen spielen kaum noch eine Rolle, dafür vernetzt man sich mit der (am Boden liegenden) süddeutschen Nazi-Szene. Das Ergebnis dieser „Arbeit“ ist, dass so einen Haufen nicht mal die AfD bei sich haben will.

Entsprechende verunsichert teilt Simon Kaupert auf Twitter mit, dass es sich bei dem ganzen um ein „Missverständnis“ handeln würde. Dazu postet er ein Bild auf dem Andreas Ziegler und Alice Weidel gemeinsam posieren. Das beweist: Die AfD distanziert sich nicht von ZA weil sie Nazis sind. Sie distanzieren sich, weil Zentrum zu blöd ist, dass zu verheimlichen.

Solidarische Grüße an die Antifas im Osten! Solidarität ist der Hammer!

Anfang September hat in Dresden der Prozess gegen die Antifaschist:innen im Antifa-Ost Prozess begonnen. Den Aktivist:innen werden militante Auseinandersetzungen mit Faschist:innen vorgeworfen. Auch wenn die Repression vermeintlich nur einzelne trifft, soll diese eine gesamte Bewegung treffen und Antifaschismus delegitimieren.
Alle Infos vom Solibündnis findet ihr unter s
oli-antifa-ost.org

Antifa Summerday

Wir laden euch herzlich dazu ein mit uns gemeinsam den Wahlkampf abzuschließen!

Ab 13:00 wird es einen Input und Workshop geben, im Anschluss grillen und kicken wir!

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