Offenes antifaschistisches Treffen Rems-Murr

Kategorie: Allgemein Seite 7 von 16

Der Kampf geht weiter! Antifaschistisch – offensiv – solidarisch

Am Montag, den 22.08.2022, hat unser Genosse Jo seinen Haftantritt in der JVA Ravensburg.

Dass er den Haftantritt nicht alleine angehen wird, ist für uns klar. Als Antifaschist:innen kämpfen wir zusammen und wenn eine:r von uns von Repression getroffen wird, ist klar, dass wir alle antworten.
Deshalb werden wir alle gemeinsam am Montag zusammen zur Kundgebung um 13:30 Uhr an die JVA Ravensburg fahren und dort unsere Solidarität mit unserem Genossen ausdrücken. Wir werden uns von diesen Maßnahmen nicht unterkriegen lassen und unseren Kampf weiterführen – sowohl hinter den Knastmauern, als auch draußen.
Zur gemeinsamen Anreise treffen wir uns am Montag, den 22.08. um 9:45 Uhr am Roten Büro. Es wird einen Dresscode geben: zieht bitte entweder die Notwendig oder die Free Jo Shirts an. Diese wird es auch vor Ort geben.

Lasst uns gemeinsam zur Kundgebung fahren und unseren Genossen kämpferisch zum Haft begleiten!
Der Kampf geht weiter!

Info-Veranstaltung zum „Wasen-Prozess“ gegen Antifaschist:innen in Baden-Württemberg

Nach sechs Monaten Prozess gegen die beiden Antifas Jo und Dy ging das sog. „Wasen-Verfahren“ Mitte Oktober 2021 zu Ende. Beide wurden vor dem Landgericht zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Vergangene Woche wurde zudem die Revision durch den BGH abgelehnt, wodurch das Urteil nun rechtskräftig ist.

Die Solidaritätskampagne „Antifaschismus bleibt notwendig“ begleitete den gesamten Verfahrenskomplex bereits seit den ersten Hausdurchsuchungen 2020 und versuchte Solidarität zu organisieren. Zum ersten Prozess gegen Jo und Dy, der im April 2021 startete, gestaltete diese eine solidarische Begleitung. Mit dem Urteil ist das Verfahren und eine erste intensive Phase der Solidaritätskampagne zu Ende.

Immer noch sitzt Dy in U-Haft, es stehen weitere Prozesse gegen andere Beschuldigte an und mit der Ablehnung der Revision rückt der Haftantritt von Jo näher. Mit der Veranstaltung wollen wir folgende Fragen aufstellen.

In welchem Verhältnis steht der Prozess und die kriminalisierte antifaschistische Intervention zu den aufkommenden Querdenken-Demonstrationen im Frühjahr 2020? Inwieweit stellt dieser Repressionsangriff eine neue Qualität dar? Was für Schlüsse können wir aus dem Prozessverlauf ziehen? Wie sah die Prozessbegleitung aus? Was sind für uns grundsätzlichere Herangehensweisen gegenüber staatlicher Repression und der Organisierung von Solidarität?
Gemeinsam wollen wir die bisherige Arbeit der Solikampagne und unsere Einschätzungen zu den Fragen diskutieren.

Kommt zur Veranstaltung: 29.07.2022 um 18:30 Uhr im Roten Büro

Solidarität mit den Betroffenen des faschistischen Bombenanschlags in Oberhausen!

Vor einer Woche wurde das Linke Zentrum Oberhausen von Faschisten mit einer selbstgebauten Bombe angegriffen. Nur durch Zufall gab es keine Verletzten im Zentrum und den anliegenden Geschäften.
Wir schicken unsere solidarischen Grüße nach Oberhausen! Auf rechte Gewalt kann es nur eine Antwort geben: antifaschistischen Selbstschutz aufbauen! ✊

Gegen den AfD-Landesparteitag auf der Stuttgarter Messe

Fahrt am Samstag mit uns zu den Protesten gegen den AfD Landesparteitag!
Nachdem der Parteitag der AfD Anfang Juli aufgrund von antifaschistischen Mobilisierungen und Widerstand verschoben wurde, wird dieser nun dieses Wochenende in der Messehalle nachgeholt. Dieser wurde ihnen mit Hilfe der Stadt Stuttgart zur Verfügung gestellt. Aber auch dort müssen die Rechten mit unserem Protest rechnen. Denn wir lassen ihre rassistische und Neoliberale Politik nicht unwidersprochen!

Mobilisierung für die Proteste gegen den AfD Landesparteitag

Bereits am Dienstag haben wir in der Waiblinger Innenstadt mit einem Infostand, Plakaten, Stencils und Transparenten auf die Proteste gegen den AfD-Landesparteitag aufmerksam gemacht. Heute morgen haben wir sowohl am Waiblinger als auch Fellbacher Bahnhof Flyer an Pasant:innen verteilt, um die Proteste zu bewerben.

Gespräche mit Gastwirt:innen – Kein Raum der AfD

Heute waren wir im Rahmen der Kampagne ‚,Kein Raum der AfD‘‘ in Schorndorf. Dort sind wir auf verschiedene Gaststätten zugegangen und haben mit Gastwirt:innen das Gespräch gesucht. Wir machten sie darauf aufmerksam, dass die AfD wieder Stammtische in Schorndorf veranstaltet. Dabei stellt sie sich als Partei der kleinen Leute dar, ohne aber die tatsächlichen Ursachen von Teuerung und Krise zu benennen oder diese bekämpfen zu wollen.

Wir haben den Wirten Sticker gegeben, mit denen Sie zeigen können, dass sie keine rechte Hetze oder Rassismus bei sich tolerieren – welche auch mehrere Betreiber:innen aufgehangen haben-, ebenso wie Flyer damit ihre Kund:innen sich auch mit dem Thema befassen und näher vertraut machen können. Wir müssen dafür sorgen, dass es der AfD nicht möglich ist sich ungestört zu treffen und sie damit daran hindern ihre Propaganda und Hetze zu verbreiten.

Wenn ihr auch Interesse habt an der Kampagne mitzumachen, dann schreibt uns an und wir stellen gerne Material zur Verfügung.

 

Bericht zum 8. Mai 2022

Heute, am Tag der Befreiung, haben wir in Schorndorf und Winnenden denen Gedacht, die im Kampf gegen den deutschen Faschismus ihr Leben verloren haben.

Auf dem Alten Friedhof in Schorndorf legten wir einen Kranz am „Mahnmal für die Verfolgten und Ermordeten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ nieder. An den ebenfalls auf dem Friedhof befindlichen Gräbern ermordeter Zwangsarbeiter:innen aus Osteuropa wurden Nelken niedergelegt.

In einer kurzen Rede mit anschließender Schweigeminute wurde daran erinnert welchen maßgeblichen Teil die Völker der Sowjetunion und Jugoslawiens, insbesondere Rotarmist:innen und Partisan:innen an der Befreiung vom Deutschen Faschismus hatten. Den ganzen Redebeitrag findet ihr weiter unten. Mit einer sowjetischen Fahne wurde ein deutliches Zeichen gegen das heute von der Berliner Polizei verhängte Verbot des Zeigens dieser Fahne bei Gedenkveranstaltungen und dem damit Verbunden Geschichtsrevisionismus gesetzt. Auch die Schorndorfer Polizei versuchte unser würdevolles Gedenken zu stören, kam allerdings deutlich zu spät und musste so unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Im Anschluss erinnerten wir in Winnenden mit der Anbringung einer Gedenktafel an die Widerstandskämpferin Anna Hieber. Diese wurde in unmittelbarer Nähe zu ihrem ehemaligen Wohnhaus an einem Baum angebracht, welchen wir damit Anna Hieber gewidmet haben. Sie versteckte die jüdische Familie Perlen in einem Kellerraum unter der Marktstraße vor der Verfolgung durch die Nazis. In einer Durchsage wurde auf ihr mutiges Handeln eingegangen, dank welchem die Familie den Völkermord an den europäischen Jüd:innen überlebte. Darüber hinaus wurde auf die besondere Rolle von Frauen im Widerstand eingegangen. Im Anschluss wurden noch einige Wandzeitungen im Winnnender Stadtbild angebracht.

Erinnern heißt kämpfen!

Damals wie heute: Organisiert kämpfen gegen Faschismus

Liebe Antifaschist:innen,

Am 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten die deutsche Bevölkerung vom faschistischen Regime. Dies beendete die terroristische Gewaltherrschaft der Nazis, welche für den zweiten imperialistischen Weltkrieg, die Ermordung von Millionen von Menschen und unzählige andere Verbrechen verantwortlich waren. Unser Dank gilt im Besonderen den verlustreichen Kämpfen der Roten Armee und den kommunistischen Partisan:innen auf dem Balkan.

Als Legitimation für den Vernichtungskrieg an der Bevölkerung im Osten diente die anti-slawische Propaganda vom sogenannten „bolschewistischen Untermenschen“. So waren es auch die Sowjetvölker, welche die größten Verluste mit über 27 Millionen Toten hinnehmen mussten. Dieser anti-slawische Rassismus fand in der antikommunistischen Propaganda des Kalten Krieges eine Fortsetzung und erlebt nun im Kontext des Ukraine-Konflikts einen neuen Aufschwung.

In Berlin wurde per Allgemeinverfügung das zeigen von Fahnen der Sowjetunion für den 8. und 9. Mai verboten. Begründet wird dies damit, dass mit Zeigen der Fahne der Ukraine-Krieg verherrlicht werde. Offensichtlich ist dies aber nur ein vorgeschobener Grund, um damit die Geschichte zu verdrehen und durch eine Rot-Rot-Grüne Regierung das durchzusetzen wovon so mancher alter und neuer Nazi lange geträumt hat.

Mit dem militärischen Sieg gegen den Faschismus an der Macht, fand in der BRD jedoch mitnichten eine tatsächliche Entnazifizierung statt. Abgesehen von einigen symbolischen Prozessen, wurden die meisten ehemaligen faschistischen Funktionäre wieder in Amt und Würden gesetzt. Die Verantwortlichen für die Zerschlagung der ArbeiterInnenbewegung, dem Völkermord an der osteuropäischen Bevölkerung und der industriellen Massenvernichtung der jüdischen Bevölkerung wurden nie zur Rechenschaft gezogen. Das ist auch kein Wunder!

So waren es die deutschen Monopolkapitalisten, welche von diesen Verbrechen profitierten und diese teilweise auch direkt unterstützen und vorantrieben. Diese wurden jedoch nie entmachtet – zumindest nicht in Westdeutschland! So haben wir es auch heute noch mit einer Form der bürgerlichen Herrschaft zu tun.

Wir müssen auch heute noch den Kampf gegen Krieg, Faschismus und den Kapitalismus als dessen Ursache kämpfen.

Wir stehen hier in Schorndorf am Mahnmal für die Opfer des Hitler-Faschismus. Auch wenn der heutige Tag Sicher ein Tag der Freude ist, wollen wir nun einen Moment innehalten und an all jene Gedenken, welche ihr Leben im Kampf gegen die Nazis verloren und durch deren terroristische Gewaltherrschaft ermordet wurden.”

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Kundgebung gegen Rassismus und Polizeigewalt

Heute waren wir mit 30 Leuten in Schorndorf auf der Straße, um dem am Montag durch Bullen in Mannheim ermordeten zu Gedenken. Mit Redebeiträgen und Flugblättern informierten wir Passant:innen auf dem Marktplatz über die Geschehnisse. Und wir machten klar: Rassistische Polizeigewalt hat System! Deswegen waren wir im Anschluss an die Kundgebung noch vor dem Polizeirevier wo wir Gedenktafeln für von der Polizei ermordeten hinterließen und Kerzen anzündeten. Im Anschluss fuhren wir gemeinsam zur Demonstartion nach Stuttgart mit @0711_united & @rjstuttgart

Überall Polizei – Nirgendwo Gerechtigkeit!

8. Mai Tag der Befreiung

8. Mai Tag der Befreiung

Am 8. Mai 1945 befreiten die Alliierten die deutsche Bevölkerung vom faschistischen Regime. Dies beendete die terroristische Gewaltherrschaft der Nazis, welche für den zweiten imperialistischen Weltkrieg, die Ermordung von Millionen von Menschen und unzählige andere Verbrechen verantwortlich waren. Unser Dank gilt im Besonderen den verlustreichen Kämpfen der Roten Armee und den kommunistischen Partisan:innen auf dem Balkan.

Als Legitimation für den Vernichtungskrieg an der Bevölkerung im Osten diente die anti-slawische Propaganda der „bolschewistischen Untermenschen“. So waren es auch die Sowjetvölker, welche die größten Verluste hinnehmen mussten. Dieser anti-slawische Rassismus fand in der antikommunistischen Propaganda des Kalten Krieges eine Fortsetzung und erlebt nun im Kontext des Ukraine-Konflikts einen neuen Aufschwung.

Auch wenn nach der militärischen Niederlage des Hitler-Faschismus, die ehemaligen Institutionen des deutschen Reichs aufgelöst, die NSDAP verboten wurde und einige symbolische Prozesse gegen ehemalige Nazi Führungspersonen stattfanden, kann von einer tatsächlichen Entnazifizierung nicht gesprochen werden. So wurden unzählige ehemalige Hochrangige Funktionäre in der neugegründeten BRD wieder in Amt und Würden gesetzt und für ihre Taten nie belangt.

Doch leider ist dies kein Thema welches der Vergangenheit angehört. So stellt dies mit eine Ursache dafür dar, dass sich Rechte und faschistische Kräfte wieder formieren und organisieren konnten. Seien es Rechte Anschläge wie in Halle oder Hanau oder in Form von Parteien wie der AfD. Gerade Krisenzeiten, wie die aktuelle bitten Rechten den Nährboden um sich als Fürsprecher der kleinen Leute zu inszenieren. Daher müssen wir auch heute noch aktiv werden und uns antifaschistisch organisieren.

Wir möchten am 8. Mai auch an jene Menschen erinnern, welche in Hitlerdeutschland Widerstand gegen die braunen Barbaren leisteten. Das der antifaschistische Kampf keine ausschließliche Männersache ist, das beweisen die vielen Widerstandskämpferinnen wie Erna Frank, Lilo Hermann oder Anna Hieber. Trotz ihrer zusätzlichen Benachteiligung und Unterdrückung als Frauen, stellten sich diese mutig den Nazis entgegen. Die Faschist:innen wollten damals und heute noch die erkämpften Rechte der Frauenbewegung abschaffen.

Deshalb ist es notwendig, dass Frauen sich organisieren, dass sie im antifaschistischen Kampf sichtbar sind und dass ihre Interessen einen wichtigen Platz in der Bewegung einnehmen.

 

Kommt gemeinsam mit uns um 12 Uhr nach Schorndorf auf den alten Friedhof um den Opfern des Hitler-Faschismus zu gedenken und im Anschluss mit nach Winnenden um der Widerstandskämpferin Anna Hieber zu gedenken. Treffpunkt zur gemeinsamen Anreise ist um 11 Uhr im Roten Büro (Fronackerstraße 60) in Waiblingen.

Leseempfehlung: Artikel zum Thema Rassismus aus der 1. Mai Zeitung von Perspektive Kommunismus

Cops, Staat, Rechte… Gegen ihren Rassismus

Rassismus existiert nicht erst seit gestern. In den letzten Jahren kam es aber zu Massenprotesten und es entstanden neue migrantische Organisationen, die den Kampf gegen gesellschaftlichen und staatlichen Rassismus wieder in den Mittelpunkt vieler politischer Kämpfe gerückt haben. In diesem Interview reden wir mit Bilal über den Kontext dieser Bewegungen und über Organisierung. Bilal ist Migrant und politisch aktiv. Ein Gespräch über Rassismus, Diskriminierung und Widerstand im kapitalistischen Alltag.

Bilal, welche einschlägigen Ereignisse gibt es, die das Leben vieler Migrant:innen verändert haben?

Der rechte Terroranschlag in Hanau war ganz klar ein solches Ereignis. Nicht, dass rechter Terror in Deutschland so unwahrscheinlich ist, Solingen, Mölln, Rostock-Lichtenhagen oder die NSU Anschläge, all das kennen wir gut genug. Ein Schock war der Anschlag aber trotzdem und er hat viele junge Migrant:innen dazu gebracht, aktiv zu werden und sich zu organisieren.

Ein anderes einschneidendes Ereignis war der Mord an Georg Floyd durch einen rassistischen Bullen in den USA. In vielen deutschen Großstädten sind Tausende junge Menschen auf die Straße gegangen, inspiriert durch die Proteste in den USA. Auch hier sind viele Black Lives Matter Initiativen entstanden.

Auf der anderen Seite ist diese Frage aber auch zu einfach, denn es ist ja nicht so, als hätte es vor Hanau und George Floyd keinen Rassismus gegeben. Die lange Geschichte des Rechtsterrorismus habe ich vorhin ja schon angesprochen und es gibt natürlich auch andere rassistische Akteure. Gerade nach der sogenannten „Flüchtlingskrise“ 2015 sind rechte Kräfte wie die AfD in Deutschland erstarkt und haben Geflüchtete und generell „Ausländer“ zu Sündenböcken erklärt.

Man könnte ja meinen, die Antwort auf diesen Rassismus wäre ein starker „demokratischer“ Rechtsstaat und seine Institutionen wie die Polizei. Du siehst das nicht so, warum?

Der Staat und seine Institutionen wimmeln vor Rechten. In den letzten Jahren sind viele rechte Chatgruppierungen und Verbindungen in den sogenannten Sicherheitsorganen bekannt geworden. Bullen und Bundeswehrsoldat:innen sind Mitglieder in rechten Chatgruppen wie „Nordkreuz“. Diese erstellen z.B. Todeslisten, bestellen Leichensäcke und bereiten sich auf die Machtübernahme vor.

Hinzu kommt die rassistische Gewalt die direkt von Bullen ausgeübt wird. Nach der Recherche von

Death in Custody“ sind seit 1990 in Deutschland über 181 Migrant:innen in Polizeigewahrsam „gestorben“. Zuletzt Giorgis Zantiotis am 1.11.2021. Auch im bekannten Fall Oury Jalloh wurde ja bisher niemand zur Rechenschaft gezogen und es gab nie Konsequenzen für Verantwortliche. Vor allem Initiativen von Betroffenen und Angehörigen sorgen dann für Aufklärung und kämpfen für Gerechtigkeit für die Verstorbenen.

Diese und viele andere Fälle sind nicht „Ausrutscher“ oder „Fehler“ im System. Es ist die Aufgabe der Polizei Gewalt auszuüben und die kapitalistischen Macht- und Eigentumsverhältnisse zu sichern. Rassismus ist kein Fehler sondern Teil dieses Systems.

Du hast vorhin die AfD erwähnt. Welche Rolle spielt die bei diesem Thema?

Die AfD hat besonders seit der Hetze gegen Geflüchtete mit Rassismus und Nationalismus größeren gesellschaftlichen Einfluss erlangt. Durch sie erstarkt auch der gewaltbereite rechte Mob auf der Straße. Denn sie fungiert als Bindeglied zwischen den ganzen rechten Netzwerken, schafft einen Nährboden, macht menschenverachtendes Gedankengut gesellschaftsfähig und liefert finanzielle Unterstützung für zahlreiche rechte Kräfte. Besonders gefährlich ist ihre Verbindung von Rassismus und vermeintlichen Sozialforderungern. Sie versucht Wut auf Politik und über soziale Ungerechtigkeiten gegen Migrant:innen und Links zu richten.

Eines ist mir aber noch wichtig. Rassismus fängt nicht erst bei der AfD und anderen offenen Rechten oder Faschisten an. Migrant:innen haben mehr Probleme Arbeit zu finden. Wenn sie welche haben, dann ist diese oft schlecht bezahlt oder man bekommt nur befristete Verträge. Der Rassismus auf dem Wohnungs- und Arbeitsmarkt und Schikanen

z. B. durch Jobcenter oder andere Behörden sind untragbar aber doch Alltag. Auch dieser Rassismus wird von der AfD und Nazis geschürt, „zuhause“ ist er aber genauso in der Bildzeitung und in bürgerlichen Parteien von CDU bis zu den Grünen.

Wo du gerade die Bildzeitung und bürgerliche Parteien erwähnst. In den letzten Monaten und Jahren gibt es auch aus dem „Establishment“ ein großes Bemühen, sich gegen Rassismus einzusetzen. Was sagst du dazu?

Natürlich versuchen bürgerliche Parteien und Medien, genauso wie große Konzerne das Thema „Antirassismus“ für sich zu besetzen. Neben der moralischen Absicht, etwas gegen Rassismus tun zu wollen, die ich einigen nicht absprechen möchte, steckt da aber die Absicht dahinter, die Antirassistische Bewegung abzuschwächen und ins bestehende System zu integrieren oder sogar Geld daran zu verdienen. Ein angeblicher Antirassismus, der die eigentliche Unterdrückung von uns Migrant:innen nicht anrührt, ist nichts wert. Unsere Lage und besonders die von Geflüchteten nutzen dieselben Kapitalist:innen aus, die sich auf Instagram für „Diversity“ einsetzen. Millionen Migrant:innen arbeiten zum Beispiel im Service, bei Lieferdiensten oder auf dem Bau zu miesesten Bedingungen und für Löhne, die nicht zum Leben reichen. Unter dieser Lohndrückerei leiden am Ende alle Arbeitenden.

Migrantischer Selbstschutz wird von vielen jungen Migrant:innen als Ausweg gesehen. Was versteht du darunter?

Es gibt schon länger gute Ansätze migrantischer Selbstorganisation. Es gilt diese Ansätze weiter zu entwickeln und zu ergänzen. Die früheren Erfahrungen von Antifa Genclik, die ja militanten Selbstschutz in den 1990er Jahren in armen Stadtvierteln deutscher Großstädte organisiert haben, ist ein gutes Beispiel dafür. Antifa Gençlik konnte durch offensiven militanten Selbstschutz gegen Nazis viele Migrant:innen mobilisieren und politisieren. Aber bald nach ihrer Gründung lösten sich die Strukturen wegen staatlicher Repression auf.

Selbstorganisation darf sich aber nicht nur an Nazis abarbeiten. Auch Arbeitskämpfe bieten Ansatzpunkte, denn sie vereinen uns als Klasse und erzeugen Einheit gegen rassistische Spaltung.

Am Ende muss ja das Ziel sein, Gegenmacht aufzubauen, die nicht nur die rassistischen Angriffe des Staats und der Rechten abwehren kann, sondern auch die Perspektive einer Gesellschaft schafft, an der wir unabhängig von Hautfarbe und Herkunft gemeinsam bauen und in der wir selbst entscheiden, wie wir zusammen leben wollen.

Den Artikel findet ihr auch bei Perspektive Kommunismus

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